Mit fließendem Boden, auf trockenem Fuße, durch strömende Gewässer: Was Geotechniker:innen von flüssigem Boden halten
Wie kann Flüssigboden Bauprojekte revolutionieren? Welche innovativen Einsatzmöglichkeiten und neuen Technologien bietet dieses Verfahren für die Zukunft des Bauens? In diesem Artikel tauchen wir tief in das Thema Flüssigboden ein und zeigen Ihnen, wie diese wegweisende Methode nicht nur Bauzeiten verkürzt, sondern auch ökologische Vorteile bringt. Entdecken Sie die vielseitigen Anwendungsmöglichkeiten, von der Verbesserung der Bodenstabilität bis hin zur Reduzierung von Bauabfällen, und erfahren Sie, warum Flüssigboden Teil einer grüneren Zukunft im Bau ist.
Wenn man als Geotechniker:in von einer Bodenverflüssigung liest, läuten erst einmal alle Alarmglocken und vor dem inneren Auge erscheinen Bilder von versagenden Böschungen und Bauwerken.
Dass man mit kurzzeitig fließfähigen Böden jedoch Probleme lösen kann, das zeigt die Niederlassung Freiburg mit der Fernwärmequerung der Kinzig im Schutze eines RSS-Flüssigboden-Pontons in Offenburg.
Im Zuge des Fernwärmeausbaus in Offenburg wurde eine Querung der Kinzig im Bereich der Offenburger Messe erforderlich. Während der Vorplanung wurde zusammen mit unserem Auftraggeber, der Wärmeversorgung Offenburg GmbH & Co. KG, nach Konzepten und möglichen Optimierungen der klassischen Querung und Leitungsverlegung unter Wasser gesucht.
Abb.: Ausgehobener, trockener Leitungsgraben im RSS-Flüssigboden-Ponton.
Gemeinsam mit unseren Projektpartnern Logic Logistic Engineering GmbH (in Zukunft „Flüssigboden Engineering GmbH“) und dem Forschungsinstitut für Flüssigboden GmbH entwickelten wir ein entsprechendes Konzept: Aus den anstehenden hoch durchlässigen Kinzigkiesen sollte ein wasserdichtes Geoponton aus RSS Flüssigboden hergestellt werden, in welchem eine trockene Baugrube ohne Wasserhaltungsmaßnahmen ausgehoben und die Leitung ohne große Auflastkonstruktionen in kurzen Teilstücken verlegt werden kann.
Abb.: Erstverfüllung RSS-Flüssigboden-Ponton.
Der Flüssigboden sollte somit zum einen eine abdichtende Wirkung haben und zum anderen eine Erhöhung der Scherparameter herbeiführen, die eine Gewölbewirkung gegen den Erd- und den Wasserdruck der Kinzig erreicht, und dadurch ein ungestützter, senkrechter Grabenaushub und eine Leitungsverlegung auf kleinem Raum möglich werden.
Außerdem sollte der Boden die Langlebigkeit der Fernwärmerohre durch plan- und beeinflussbare Reibkräfte und das Ausbleiben einer Ringspaltbildung erhöhen, nach der erfolgten Querung der Kinzig rückbaubar sein und nicht als Fremdkörper im Untergrund wirken. Auch die Vorgaben hinsichtlich des Hochwasserschutzes während dem Öffnen des Kinzigdamms müssen eingehalten werden. Hinzu kamen die wasserrechtlichen Anforderungen der unteren Wasserbehörde an diese Bauweise und auch die Anforderungen der Fischereibehörde, die alle ihr Einverständnis durch die entsprechenden Genehmigungen erteilen mussten.
Sehr hohe Ansprüche an einen gut durchlässigen Kies, finden Sie nicht? Da müssen dem Boden ja Unmengen an Bindemittel und Zuschlagsstoffe zugegeben werden. Ergibt das überhaupt Sinn?
Wir sagen: „Ja, das ergibt absolut Sinn! Und mit dem Anteil an Zugabestoffen von 3 – 5 % liegen wir bei erstaunlich geringen Mengen.“
Bei dem Projekt in Offenburg konnten wir viele Probleme (Aufstellung und Kollisionspunkte Mobilkran, Einsatz großer Spezialtiefbaugeräte, Kreuzung einer Freileitung, Wasserhaltungsmaßnahmen, …) durch den Einsatz dieser Lösung auf der Basis des RSS Flüssigbodenverfahrens lösen, welche uns bei der klassischen Methode große Kopfschmerzen bereitet hätten.
Für unseren Bauherren konnten wir mit der gewählten Bauweise eine große Menge C02 einsparen und mithilfe eines zertifizierten Berechnungsverfahrens und eines dafür ebenfalls zertifizierten Berechnungstools auch exakt quantifizieren. Angesichts der aktuellen Entwicklung und des großen Bedarfs an energie- und CO2-sparenden Lösungen ist die von uns gewählte Bauweise eine große Unterstützung für unsere Bauherren. Daher unterstützen wir als HPC, zusammen mit dem Forschungsinstituts für Flüssigboden (FiFB), durch eine Anwendungen der Möglichkeiten des Flüssigbodenverfahrens auch die Nachhaltigkeit des Bauens spürbar zu verbessern und erbringen damit unseren Bauherren gezielt einen zusätzlichen Nutzen.
Und wo einmal eine Lösung sehr gut funktioniert hat, gibt es meistens noch viele weitere Möglichkeiten. Deshalb haben sich deutschlandweit Niederlassungen der HPC AG dazu entschlossen, ihre Mitarbeitenden für die Planung, den Einsatz und die Bauüberwachung mit RSS Flüssigboden am Forschungsinstitut für Flüssigboden GmbH, dem Entwickler des Flüssigbodenverfahrens, weiterbilden und zertifizieren zu lassen. Damit stehen wir Ihnen auch bei Lösungen für ihr Projekt mit Flüssigboden kompetent zur Seite!
Sie erreichen uns unter:
michael.vandrey@hpc.ag
+49 170 7101771
Abb.: HPC-Team auf Fortbildung beim Forschungsinstitut für Flüssigboden in Leipzig.