Erdverkabelung: HPC als Advokat des Bodens und der bauausführenden Unternehmen
Die Dringlichkeit des Netzausbaus, um die Energiewende voranzubringen, ist auch durch den Ukraine-Krieg offensichtlich geworden. Proteste von Anwohner:innen erregen regelmäßig die mediale Aufmerksamkeit – die potenziell schädlichen Auswirkungen auf den Boden selbst hingegen nicht. Die HPC AG indessen hat auch die Auswirkungen auf den Boden und seine Funktionen sowie Eigenschaften im Blick. Folglich ist HPC der Interessensvertreter späterer Nutzer:innen, wie Bauern und Bäuerinnen, und gibt den bauausführenden Firmen fachliche Sicherheit vor Ort.
Unser Team der HPC Niederlassung Leer (seit dem 1. Januar 2023 Teil der HPC, ehemals Geonovo GmbH) unterstützt die TenneT TSO GmbH bei ihrem Vorhaben, eine neue Höchstspannungsleitung zwischen den Umspannwerken Ganderkesee und St. Hülfe bei Diepholz zu realisieren. Der im Norden erzeugte Strom soll im Süden und im Westen Deutschlands nutzbar gemacht werden und damit zur Energiewende beitragen.
Die neue 380-kV-Leitung ist knapp 61 Kilometer lang. Etwa 13 Kilometer davon entfallen auf drei Erdkabelabschnitte (s. Bild 1).
Hier kommen wir ins Spiel:
- Mit unserem Engagement in der bodenkundlichen Baubegleitung sind wir stets vor Ort und achten auf sämtliche Belange, die den Boden betreffen.
- Von uns wurden baubegleitend während der gesamten Dauer des Projektes zahlreiche Untersuchungen vor Ort durchgeführt, die im Zuge der Baumaßnahme nötig waren.
- Zu unserem Repertoire gehören beispielsweise Bodenuntersuchungen nach den Richtlinien des BBodSchG sowie der LAGA, die Bestimmung der Korngrößenverteilung, Wärmeleitfähigkeitsmessungen, Messungen der Bodenwasserspannung mittels Tensiometer, die Entnahme von Ausstechzylindern und die Erstellung von Grundwassermessstellen.
- Mit unseren Untersuchungen (z. B. Ausstechzylinder) überprüfen wir u. a., ob wieder eingebaute Böden ordnungsgemäß verdichtet wurden.
- In Rücksprache mit dem Auftraggeber übernehmen wir gerne die Kommunikation mit der zuständigen Bodenschutzbehörde. Zumeist geht mit der Erteilung einer Baugenehmigung eine Forderung nach einer bodenkundlichen Baubegleitung einher. Unsere qualifizierten bodenkundlichen Baubegleiter unterstützen den Auftraggeber von der Planung, über die Umsetzung bis zur Rekultivierung
Das Ziel der bodenkundlichen Baubegleitung ist die vollständige Rekultivierung der genutzten Flächen, damit es so scheint, als hätte keine Baumaßnahme stattgefunden. Dies geht einher mit der Vermeidung von schädlichen Veränderungen des Bodens. Die Ertragseinbußen der Flächeneigentümer:innen können durch eine bodenschonende Bauausführung deutlich reduziert werden.
Hierbei zählt natürlich nicht nur die Optik der zumeist landwirtschaftlichen Nutzflächen nach Abschluss der Baumaßnahme, sondern auch die ordnungsgemäße Wiederherstellung der Bodenfunktionen als Grünland oder Ackerfläche sowie die Herstellung einer optimalen Umgebung für die Kabeltrasse. Während der Baumaßnahme wird daher auf eine strikte Trennung der Bodenarten geachtet. Darüber hinaus werden die Fahrtrassen der Baumaschinen insbesondere vor Verdichtungsschäden geschützt.
Für die Verlegung der Erdkabel wird zunächst der Oberboden vorsichtig aufgenommen und seitlich neben der Baumaßnahme in einem parallel zum Kabelgraben verlaufenden Haufwerk abgelegt. Im Anschluss werden die darunterliegenden Unterboden-Horizonte differenziert ausgekoffert und ebenfalls seitlich, jedoch auf jeweils separaten Haufwerken, gelagert. Im nächsten Schritt werden die aneinandergeschweißten Leerrohre längs des Kabelgrabens verlegt und der Graben wird wieder unter Einhaltung der ursprünglichen Bodenschichtenfolge und Mächtigkeit verfüllt. Beim Verfüllen wird der Boden mittels Siebmaschine gesiebt, sodass grobe Steine, welche die Leerrohre hätten beschädigen können, aussortiert werden (s. Bild 2).
Abb. links: Projektkarte | Abb. mitte: Verlegung Leerrohre und Verfüllung Kabelgraben | Abb. rechts: Kabelzug, Muffengrube
Nach der Verfüllung des Kabelgrabens werden die Stromkabel von einer Kabeltrommel abgerollt und in die Leerrohre eingezogen. Die Enden der maßgefertigten Kabel werden in einer Muffengrube (s. Bild 3) vereinigt, sodass eine ununterbrochene Stromleitung entsteht.
Manchmal muss man sich als bodenkundliche Baubegleitung auch dem Zeitplan in den Weg stellen und zum Schutz des Bodens Entscheidungen treffen, die zum Unmut der bauausführenden Firmen führen. Dennoch bleiben wir standhaft und verteidigen die Böden, denn bei jeder Baumaßnahme besteht die Gefahr einer schädlichen Bodenveränderung, etwa in Form von Schadverdichtungen.
Bei längeren Baumaßnahmen wie in Ganderkesee werden über die Dauer der Baumaßnahme verschiedene, sowohl günstige als auch ungünstige Witterungsbedingungen angetroffen. Um trotz widriger Umstände die natürlichen Bodenfunktionen zu erhalten, kann durch planerische Maßnahmen vor Aufnahme der Bautätigkeiten und Beratung während der Baumaßnahme die Gefahr von Schadverdichtungen erheblich verringert werden. Dabei steht der Erhalt der natürlichen Bodenfunktionen im Vordergrund.
Der Boden muss auch während der Bauarbeiten geschont werden. Dies gelingt durch die Unterweisung der Geräteführer:innen vor Ort und auch durch die richtige Geräteauswahl. Personen auf der Baustelle werden durch die bodenkundliche Baubegleitung instruiert und für einen schonenden Umgang mit dem Boden sensibilisiert. Auf diese Weise lassen sich viele Schäden bereits im Vorfeld vermeiden. Bei dennoch auftretenden Problemen werden vor Ort praktikable Lösungen gefunden und umgesetzt. So lassen sich Folgekosten für Rekultivierungsmaßnahmen verringern.
Wir treten also zum einen als Advokat der Landwirt:innen oder anderer Grundstückseigentümer:innen auf und sind zum anderen in beratender Funktion für die bauausführenden Firmen vor Ort tätig.