75 Jahre HPC AG
Dieses Jahr feiert die HPC AG 75-jähriges Bestehen. Was verbinden Sie mit diesem Jubiläum?
Freude über die erfolgreiche Entwicklung von einem kleinen, regionalen Ingenieurbüro zu einer international tätigen Ingenieurgesellschaft, die wirtschaftlich auf einem stabilen Fundament steht. Diese Freude wird leider sehr getrübt durch den viel zu frühen Tod meines jahrzehntelangen Weggefährten bei HPC, Dr. Andreas Kopton.
Herr Dr. Klein-Reesink, Sie gehören seit über 35 Jahren zur HPC AG. Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
Es war eine spannende Zeit und eine Zeit, auf die ich mit Stolz zurückblicke. An der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens HPC beteiligt zu sein und diese zusammen mit Dr. Andreas Kopton als Geschäftsführer und ab 2001 als Vorstand maßgeblich mit herbeigeführt zu haben, führt zu Zufriedenheit.
Wenn Sie die Entwicklung seit 1948 betrachten: Was waren besonders wichtige (strategische) Schritte?
Mit der zunehmenden Bedeutung von Umweltthemen in den 1980er Jahren entwickelte sich aus einem kleinen Baugrundbüro eine Ingenieurgesellschaft, die sich mit enormen Wachstumsraten zu einem Umweltunternehmen wandelte. Vor diesem Hintergrund stieg 1986 Haniel als Gesellschafter in das Unternehmen ein. Mit dem Konzern im Hintergrund standen die finanziellen Mittel für eine deutschlandweite Expansion zur Verfügung. Auch die ersten Schritte ins Ausland, damals ging es zunächst nach Frankreich, wurden in der Haniel-Zeit gemacht. 1997 stieg Haniel aus dem Umweltmarkt aus. Alleiniger Gesellschafter der HPC wurde RWE. Es folgten schwierige Jahre, da Prozesse, wie sie im sehr langfristig angelegten Stromgeschäft der RWE praktiziert wurden, nur schwer mit dem Projektgeschäft eines Ingenieurunternehmens wie HPC kompatibel waren. Das fing schon bei Differenzen im Grundplanungszyklus an: Während RWE bis zu 20 Jahre im Voraus plante, waren für die projektbasierte HPC Aussagen mit einem Vorlauf von maximal einem Jahr möglich – alles danach wären Spekulationen. Auch im Tagesgeschäft arbeitete man mit unterschiedlichem Zeitdruck und Flexibilität.
Folgerichtig kam es hierdurch nach knapp vier Jahren Zusammenarbeit um die Jahrtausendwende zum MBO, wobei das M nicht nur für Management, sondern auch für Mitarbeitende steht, denn jeder Mitarbeitende konnte sich am Erwerb der Gesellschaft beteiligen.
Wenn Sie auf die Zeit seit dem MBO 2001 zurückblicken: Worauf sind Sie besonders stolz?
Auf die durchgehend positive Entwicklung der Gesellschaft, die weder durch die Finanzkrise noch durch politische Ereignisse oder Extremsituationen wie die Covid-Pandemie zurückgeworfen wurde. Dies liegt nicht zuletzt an Kontinuität in der Führung. Nach mehr als 20 Jahren Kopton/Klein-Reesink konnte mit Bartels/Osberghaus eine interne Nachfolgeregelung gefunden werden.
Was macht die HPC AG anders als andere Ingenieurunternehmen?
Wir kümmern uns mit der gleichen Intensität um unsere Mitarbeitenden wie um unsere Kunden. Dies hat über Jahrzehnte hinweg zu sehr niedrigen Fluktuationsraten in der Belegschaft und in der Folge zu einem hohen Maß an Fachwissen im Unternehmen geführt.
Nachdem Sie als Vorstand altershalber ausgeschieden sind, sind Sie und Dr. Kopton in den Aufsichtsrat der HPC AG gewechselt. Wie haben Sie diesen Wechsel persönlich empfunden?
Ein Stück weit als Verlust, denn ich habe meine Arbeit sehr gerne gemacht. Auf der anderen Seite habe ich seit dem Wechsel in den Aufsichtsrat viel mehr Zeit für meine Familie. Vor allem während der Covid-Pandemie durfte ich sehr viel Zeit mit meinen Enkelkindern verbringen.
Wir erleben gerade eine instabile Zeit. Was bedeutet das für die HPC AG?
Alle müssen sich sicher noch mehr anstrengen als in Boomjahren, um gesteckte Ziele zu erreichen. Aber ich bin überzeugt davon, dass HPC auch diese Krisenzeit unbeschadet überstehen wird.
Beispielsweise spielt mittlerweile das Thema Nachhaltigkeit in der Gesellschaft und Wirtschaft eine viel größere Rolle. Bei HPC ist das jedoch nichts Neues – wir sind praktisch mit Nachhaltigkeit groß geworden. Flächenrecycling und Umweltberatung waren für uns von Anfang an Teil des Kerngeschäftes. Zukunftsgewandt und flexibel stellt sich die HPC AG somit auch neuen Herausforderungen.
Angenommen, Sie hätten zum Jubiläum einen Wunsch frei: Welcher wäre das?
Ich wünsche mir, dass unsere Nachfolger im Vorstand, Arno Bartels und Thomas Osberghaus, nach ihrem Ausscheiden auf eine ähnlich positive Entwicklung der HPC zurückblicken können wie Andreas Kopton und ich.